[DE] 10 Gründe eine My Site (vorerst) nicht einzuführen

BillDas Social Business mit und von, in und um SharePoint ist derzeit in aller Munde. Spätestens mit der Verfügbarkeit von SharePoint 2013 und dem Zukauf von Yammer unterstreicht Microsoft seine Ambitionen in diesem Geschäftsfeld. Es gibt viele gute Gründe, unternehmensintern soziale Netzwerke einzuführen, wie man an etlichen Stellen auch nachlesen kann. In diesem Artikel möchte ich dieses Thema mal ein wenig aus einer anderen Perspektive beleuchten und Gründe nennen, eine My Site (vorerst) nicht bereitzustellen.

Prinzipiell bin ich der Auffassung, dass die My Site Features in SharePoint 2010 oder 2013 eine technisch sehr gute Basis für die Einführung von organisationsweiten sozialen Netzen liefert. Ich bin aber auch ein Verfechter von passenden Strategien und nachhaltigen Konzepten und darum soll es in diesem Artikel gehen.

Zunächst eine Begriffserklärung bzw. -unterscheidung: Es gibt in diesem Zusammenhang zwei Begriffe, die oftmals verwechselt oder mindestens miteinander vermischt werden: Die Profilseite und die My Site. Auf der Profilseite (auch bekannt als My Site Host) werden die Informationen eines individuellen Benutzerprofils bekannt gemacht. Auf dieser Seite landet man typischerweise über die Personensuche oder über den Link „Meine Einstellungen“ (SharePoint 2010) bzw. „Mein Profil“ (SharePoint 2013). Hierin sind Profileigenschaften zu finden, die in der Regel aus einem Quellsystem (Active Directory, LDAP oder andere Datenquellen) importiert und ggf. durch den Nutzer selbst oder einer anderen Instanz ergänzt wurden. Mit dieser (Profil-)Seite meine ich nicht die My Site! Die My Site in meiner Betrachtung ist die separate Site Collection, die durch einen Nutzer selbst oder zentral einmalig generiert wird. Hierin kann man dann Dokumente bereitstellen und verteilen, einen Newsfeed pflegen (nur SharePoint 2013) oder auch einen persönlichen Blog erzeugen. Und genau um diese Funktion soll es in diesem Artikel gehen.

Hier sind meine 10 Beispiele, ein solches Feature vorerst nicht einzusetzen:

1. Sie haben SharePoint über die Assistenten installiert und/oder kennen sich mit der Technologie der My Site nicht aus

SharePoint ist so ausgestattet, dass die Bereitstellung einer komplett neuen Farm inkl. der Funktion der My Site recht leicht von der Hand gehen kann. Unterstützt durch Installationsroutinen, Assistenten und sonstigen Helferlein kann eine komplett neue Umgebung ohne viel Mühe bereitgestellt werden. Hat man dann noch die Profildienste zum Laufen bekommen, ist der Weg zur My Site eines Nutzers eigentlich nur wenige Klicks entfernt.

Sollten Sie über diesen Weg eine SharePoint Farm produktiv bereitstellen wollen, empfehle ich Ihnen, davon erst einmal Abstand zu nehmen. Zu Testzwecken kann eine SharePoint Farm sicher über die Assistenten installiert werden, jedoch nicht für Produktivfarmen. Dazu zählen auch die My Sites.

Machen Sie sich mit dieser Technologie erst einmal vertraut und erwerben Sie das notwendige Know-how. Im Zusammenhang mit der Einführung und dem Betrieb der Profildienste sowie der My Site gibt es einige technische Herausforderungen und Tücken, die man kennen und über deren Folgen man sich bewusst sein sollte. Haben Sie diese Hausaufgaben erledigt, steht dem Unterfangen aus technischer Sicht dann nichts mehr im Wege.

2. Es gibt keine (Unternehmens-)Strategie für die Einführung von sozialen Netzen / My Sites

Eine Strategie beschreibt typischer Weise die Umsetzung einer Vision oder eines anderen (unternehmerischen) Vorhabens. Auch für die Einführung einer My Site bzw. ganz allgemein von sozialen Netzen in Unternehmen, bedarf es dieser strategischen Überlegungen. Entwerfen Sie Pläne für die Einführung, für die Schulung, für das interne Marketing oder für den Support und – viel wichtiger – testen Sie diese Konzepte frühzeitig. Beziehen Sie dabei immer die Mitarbeiter aus den Fachabteilungen ein. So erhalten Sie dann frühzeitig das passenden Feedback und ggf. auch weiteren nützlichen Input. Leben Sie auch hiermit: Beim Feedback aus den Fachabteilungen könnte auch herauskommen, dass diese gar keine My Sites brauchen. Mit einer passenden Strategie (gerne auch mittel- und langfristig) sind Sie für solche Themen und die nächsten Schritte gut gerüstet.

3. Sie haben keine technischen Konzepte für den Aufbau und den Betrieb der My Sites

Mehr noch als SharePoint 2010 ist SharePoint 2013 eine mächtige und komplexe Plattform, deren Einführung unterschiedlicher technischer Konzepte bedarf. Typischerweise sind das Infrastruktur-, Sicherheits- und Betriebskonzepte. In diesen Dokumenten sollte mindestens ein Kapitel zu finden sein, in dem die My Sites beschrieben werden. Betrachten Sie in diesem Zusammenhang bitte auch das Active Directory oder andere Verzeichnisdienste, die als mögliche Datenquellen für die Profildienste genutzt werden. Ist das Active Directory zum Beispiel nicht aufgeräumt und passend strukturiert, werden Sie mit den neuen My Sites erst einmal keinen Applaus ernten. Der Import bzw. die Synchronisation der Profildaten, die Webanwendung des My Site Hosts (im Übrigen ein gut zu überdenkendes Thema), die Sicherung und Wiederherstellung oder bestimmte Sicherheitsaspekte sind nur einige der Themen, die im Zusammenhang mit den My Sites betrachtet werden sollten.